Dienstag, 24. Januar 2012

Verschreibungspflichtiges Zelluloid (08) JANUAR


ICH, TOMEK (2009)
ANALYSE:
Erinnert sich noch einer an Liam Neeson´s Tochter in dem Film in dem er losgeht und alle plattmacht um eben dieses Kind vor der Zwangsprostitution zu retten?
Würde sich die ganze Geschichte im heutigen Polen abspielen hätte Liam Neeson gar nicht loslaufen müssen.
Hier gehen die Kids noch freiwillig auf den Strich um sich ihre Ed Hardy Shirts und Jamba Sparabos Kraft ihrer Körper, zu erarbeiten.
Im Falle des 14 Jährigen Tomeks, ist, ähnlich bei Liam, eine Frau die Wurzel allen Übels...
Kaum lernt Tomek seine "Jugendliebe" in der örtlichen Grenzdisko kennen ist es um seine Vorbildfunktion geschehen.
Sie will einen neuen Frontspoiler (Kunstzähne) und er springt schneller auf den "Kinderstrich" als wir Besserverdienenden "Globalisierung" buchstabieren können.
Hier wird zwar ein nicht gerade charmantes Bild unseres Nachbarlandes gezeichnet, dafür aber (traurigerweise) ein wahrhaftiges. Tristesse wohin man auch "fickt" und dazwischen die graue polnische Flora:
Hier wird der Bezeichnung "Strich in der Landschaft" eine völlig neue Bedeutung zugesprochen!
Die Po-fick-Peanuts die er dadurch verdient sind dem Bengel bald nicht genug.
Angetrieben von der ausufernden Glamoursucht seiner besseren Hälfte, wagt Tomek einen drastischen Karrieresprung.
Er wird zum Zuhälter...und wenn sie nicht an nen Freier kommen dann stehen sie noch heute...

DIE DVD:
Nie wurde der triste Alltag anschaffender Minderjähriger in satteren Farben dargestellt...Hier steht
FULL HD
anscheinend für VOLL HINTEN DRIN!

DER SOUND:
Das Ächzen des sozialen Systems klang nie fetter als über meine 5.1 Speaker! Hut ab!
Mit der ICH, TOMEK DVD in seiner Anlage ist man schneller Chef auf dem örtlichen Parkplatzautotunertreffen als man "Was kostest du?" sagen kann...

DIAGNOSE:

Für pensionierte Sextouristen die es nicht mehr bis nach Thailand schaffen oder besorgte Sozialpädagogen ein absoluter Geheimtip! Für Freunde von angestrengten, aufdringlichen Unterschichten-Geschichten sowieso ein ganz klares "Must-See"!


Samstag, 21. Januar 2012

Begotten (1991)

DIE KRYPTISCHE UNBEGREIFLICHKEIT EINES BREMSGESPURTEN WASCHLAPPENS

ANALYSE:
Vor einigen Jahren machte ich die Bekanntschaft mit einem überdurchschnittlich hübschen Mädchen, derartig hübsch das selbst engste Freunde und Familienangehörige meinten ich sollte doch lieber wieder in meiner Liga weiterspielen anstatt eine demütigende Niederlage einzufahren.

Zu der damaligen Zeit Zeit noch mit einem ausgeprägten Selbstbewusstsein ausgestattet und durch eine strenge selbstauferlegte Evian und Hüttenkäse-Schwarzbrot Diät mit einem Teilzeit-Sixpack auf 400 Euro Basis (damals herrschten horrende Reformhauspreise) gesegnet, pfiff ich einfach auf all die gutgemeinten Ratschläge und ließ mir bevor ich in den Geschlechterkrieg zog, noch eine großzügige Badewanne After-Shave Marke Old Spice ein.

Durch diese amourös-flavouröse Taktik roch ich förmlich nach meiner selbst angedichteten Kampfansage:


"No!" can´t be for old men!

Derartig erfrischt konnte ich endlich den ersten Schritt wagen und die Telefonnummer wählen die mir die unbekannte Schönheit am vergangenen exzessiven Disko-Wochenende mit ihrem türkisfarbenen Glitter-Lip-Gloss auf die Rückseite meines leoparden-fleckgemusterten Sport-Tanga gekrakelt hatte.
Schon am Telefon gab ich mich bemüht kultiviert, quasselte also von den mir bekannten Studentenbistros, die Mannigfaltigkeit der dort aushängenden Milchkaffeekarten und den spezifischen Lernstoff, auf dem es sich nach dem Verzehr eines Schinken-Käse-Baguettes am Verdaulichsten büffeln lässt.
Praktizierende Singlebörsenbesucher
sind meistens Arm dran

Für ein Blind-Date mit Bartel,
geben manche Menschen jedoch ihren rechten Arm..
.
Nachdem ich mich relativ schnell in den Leerlauf geredet hatte, einigten wir uns darauf eine neutralere, unparteiische Lokalität für die erste gemeinsam-gegenseitige Lebensbeichte aufzusuchen.
Wir einigten uns auf jene Starbucks-Filliale, die in unserer Stadt den schlechtesten Ruf weghatte.
Einige Tage später betrat ich diese heruntergekommene Franchise-Spelunke mit Hosen, die mir nicht so recht passen wollten und die ich bereits gestrichen voll hatte und einem ausgemachten Frosch im Hals (French-Breakfast!).
Sie hatte es sich direkt an der Theke bequem gemacht und in mir keimte eine böse Vorahnung das sich der bevorstehende Abend in eine ungemütliche Richtung entwickeln würde:
Anhand der Anzahl leerer Tassen die sich vor ihr türmten, erkannte ich, dass meine Verabredung gerade im Begriff war  ihren siebzehnten Espressi zu exen!
Ihre zittriges Händchen umklammerte sogar gerade das winzige Grifflein eines, im Kuhflecken-Design elegant verzierten Koffein Kännchens um sich den nächsten mutspendenden Muntermacher einzuschenken.

Erleichtert wischte ich mir mit meinem Satin-Taschentuch den bereits ausgebrochenen Angstschweis von der Stirn, als mir bewusst wurde das ich wohl nicht die einzige Person des Abends war, die unter nervösen Liebeslampenfieber litt. Beim krampfhaften Versuch mein gewohntes Balzbetriebsklima zu erreichen, war auch ich ein klein wenig über das von mir angepeilte Ziel hinausgeschossen, indem ich schon am frühmorgens kurz nach dem Aufstehen, begonnen hatte mich dem unüberlegten überdosierten Missbrauchs zahl- bzw. wahlloser Stimulanzien hinzugeben. Angefangen hatte dies bei einem mittelgroßen Fläschchen "6-Ämter-Tropfen", ein wirklich fabelhaftes exklusives Likör der gehobenen Elite, wie mir der Verkäufer im Schnapsladen versicherte, nur um circa 50 Minuten später in einer der "besseren" Pils-Stuben der Stadt zu landen, wo ich ganz nonchalant versuchte, einer mir unbekannten aber dennoch seltsam vertraut wirkenden Person von mongolischer Herkunft,  ihr letztes Crack-Bröckchen abzuschwatzen.
Nach einem kurzen aber heftigen Pläuschen mußten wir beide feststellen, dass wir keine große Lust auf banalen Small-Talk hatten. Nein, wir wollten das Tanzbein schwingen, dort sein wo die Hotte abgeht.
Auf eine Empfehlung des Wirtes hin (ein wirklich sanftmütiger Libanese) kehrten wir in ein örtliches Tanzlokal namens "Transpiria" ein, wo bereits der menschliche Schweis klobig und kalt von der Decke tropfte, obwohl scheinbar nur ein einziges Pärchen eine Art intensiven Ausdruckstanz auf´s Parkett legte.
Wir gesellten uns dazu. Das Bein nach links, der Arm nach rechts und dann noch ein Kurzer hinter die Binde gekippt. GLITSCH? Nein! Hatte ich sie wirklich geküsst?

"Im Durchfallkabinett des flotten Otto"
Ein ex"press"ionistischer Klassiker der Stummfilmzeit
inszeniert vom Meister des viel gescholtenen
Diarrhoe-Dramas,
Spritz Lang
...


Es mußte so sein, denn auf einmal wollte sie schleunigst die Lokalität verlassen um den Abend in meiner Wohnhaftigkeit ausklingen zu laßen. Aufgeregt wie ich war ließ ich meinen zerflissenen Army-Parka am Kleiderhaken hängen, ergriff ihr bereits feuchtgetanztes Händchen und verließ die Örtlichkeit mit einem WUSCH! Zuhause angekommen mußte sie sich ihrer schmutzigen, äußeren H&M Hülle entledigen, weswegen sie eine zaghafte Frage äußerte, deren enorm erotische Tragweite sich mir zuerst langsam erschloss:
"Dürfte ich deine Dusche benutzen?"
Oh mein Gott! Da ich sämtliche Voyeur-Cams meines Badezimmers durch eine unheimliche Eingebung, bereits vor dem Weggehen eingeschaltet hatte, ahnte ich, dass Gott wohl einen höheren Plan verfolgte, der nach ihrer hygänischen Säuberung, unweigerlich auf den Geschlechtsverkehr hinauszulaufen schien. In diesem Moment beschloss ich die Kirchensteuer zukünftig wieder zu bezahlen!
Impulsiv bejahte ich also ihre Frage und stolperte kurz ins Bad um meinem Damenbesuch frische, saubere Trockentücher auszulegen als auch eine kuschelige Jogging-Wohlfühlhose Marke Übergröße, die ich in mühevoller Handarbeit über Jahre hinweg selbst gebatikt hatte (ein altes nostalgisches Relikt aus meiner Zeit unter den Alternafiesen...). Als ich das Badezimmer und die Toilette für sauber genug empfand, winkte ich die stolze Doppel-X-Chromosom Besitzerin mit zitternder Hand hinein, und verließ den Raum dann ganz "Gentleman-like" um in der Küche einen Chai-Tee zuzubereiten. Als die Dusche rauschte wurde mir auf einmal Schreckliches bewusst: Durch das damalige exzessive Fröhnen meines durchwegs hedonistischen Lebensstil mußte ich tagtägliche Abstriche unter den Dingen des alltäglichen Gebrauchs in Kauf nehmen.
Beispielsweise versäumte ich ständig den Kauf von solch essentiellen Hygiäneprodukten wie Toilettenpapier.
In Ermangelung dessen mußte ich meist auf meine  angeborenen Instinkte zurückgreifen und zweckentfremdete nach dem vollzogenen "Geschäft" stets einen, leicht angefeuchteten Waschlappen für die vollständige Säuberung meines Anus (das Innere des Allerwertesten).
Allein schon der Gedanke an den bevorstehenden Geschlechtsakt mit einem Weibchen kann das Männchen in einen krampfhaft ekstatischen Zustand unverklemmter Glückseligkeit versetzen.
Nur durch unkontrolliertes Suhlen und Wälzen im eigenen Ejakulat welches frühzeitig vom Männchen ausgeschieden wird,  ist eine Genesung von Körper und Geist, teilweise möglich...

Durch den intensiven Gebrauch des immergleichen Lappens war die komplette Entfernung der somit entstandenen Bremspur (Kotflecken) nahezu unmöglich. Das arg lädierte Pflegeutensil wurde von mir nach dem täglichen Missbrauch immer wieder an den Duschhaken gehangen um nach dem Trockenwerden mühevoll saubergekratzt zu werden. An diesem Morgen jedoch hatte ich das Corpus Delikti in seiner ganzen versauten Pracht am Haken hängen gelassen.
Als ich diese unglaublich peinliche Tatsache in meinem Kleinhirn

realisierte, hörte ich die ersten gedämpften Schreie des Ekels aus dem Badezimmer klingen!

DIAGNOSE:

Das Mädchen das aus der Dusche kam war plötzlich ein vollkommen anderes. Ihre Stimmung schien auf einmal betrübt, als sie, blass und leicht zitternd, mit einem leichten Sicherheitsabstand, neben mir auf dem Sofa Platz nahm. Um die gekippte Stimmung halbwegs zu retten schlug ich vor einen Film zu goutieren, und griff zur nächstbesten DVD, in meiner damals noch unsortierten Sammlung. BEGOTTEN sollte es sein. Ich dachte in meiner reinen Verzweiflung das es sich um ein Werk handelte das sich um das Thema "Begatten" drehte. Sex durch Porno? Das soll doch in manch anderen Fällen schon funktioniert haben....

Als die ersten Minuten von Elias Merhige´s krankhaften Fiebertraum anliefen, schien die Luft zum Schneiden dick. Nach circa 20 Minuten (eine gefühlte Ewigkeit also), verließ meine Verabredung wortlos meine Räumlichkeiten. Nicht einmal ein Gute Nacht Kuss war für den armen alten Bartel noch drin. Ich sah sie danach auch nie wieder. Warum ich an diesem Abend ausgerechnet vergessen hatte meinen Waschlappen zu entsorgen, habe ich nie verstanden. Genausowenig wie BEGOTTEN...

Samstag, 7. Januar 2012

The Hamiltons (2006)


 The Hamiltons (oder "Kein Beilight!")

Zum Glück gibt es Filme, die während der Laufzeit erfrischend anders wirken und die Genre-Grenzen angenehm verwischen. So konnte The Hamiltons 2007 das Publikum des Fantasy Filmfest über eine etwas andere Familie aufklären und sicherlich gekonnt überraschen.

Nachdem das Spanferkel sich dem Spieß verweigerte,
blieb nur noch die Entsorgung im Keller-Kompost.


Inhalt


Nach dem Tod der Eltern, versuchen die vier (?) Geschwister den Alltag zu bewältigen und zu überleben. Allerdings müssen sie dafür ständig den Wohnort wechseln, Leute entführen und diese an ein mysteriöses 'Etwas' im Keller opfern.

Der jüngere Bruder kann sich aber nicht wirklich mit dem Lebensstil von Sinti und Roma anfreunden und muss neben dem Tod seiner Eltern auch noch den schrägen Alltag verdauen.
Für ein angebliches Schulprojekt filmt er das Geschehen und will die Aufnahmen letztendlich dazu nutzen, mit der Öffentlichkeit seine Familienangelegenheiten zu diskutieren. Bald aber muss er erfahren, dass er mehr mit den 'Bösen' gemein hat als ihm lieb ist.
Aus Protest, dass Berthold (o.r) seine
Schwester ehelichte, nahm Theodor (o.l)
dann dessen Bruder (u.l) zum Gemahl.


Analyse

Der Film beginnt wie manch reinrassiger Torture-Porn, beleuchtet dann aber den dramatischen Familienalltag einer psychotisch normal-kranken Familie und endet sogar mit einem überraschend normalen Road-Movie Ende. Bei jedem Wort das ich schreibe, fällt es mir schwer nicht zu spoilern. Somit werde ich keine weiteren Details mehr analysieren und werfe den Leser in eine Wanne kalten Blutes. Ja, ja... der Knick in der Story, welcher meiner zarten Psyche als Trauma hinterblieben ist, nur um im Abgang mit seinem gelungenen Ende meine Gesundheit zu vergewaltigen.

Das Werk baut sich und seine Qualität konstant auf, lässt dem Zuschauer den Hunger nach Blut. Dann etwa bei 1 Stunde Spielzeit passieren Sachen die mich um das Gütesiegel haben bangen lassen. "Der famose Auftakt darf doch nicht in einem filmösen Absturz enden..." sagte ich mir und nuckelte an meiner Kritiker-Pfeife. Nachdem die Metzger Brüder dem Zuschauer aber zuzwinkern, indem sie ihn für einen kurzen Moment an den Drehort der ersten Szene von Martyrs bringen, war ich wieder angetan und erfreute mich um so mehr über die  letzten 20 Minuten.
Die Liebschaften innerhalb der Familie stören
den jungen Lars, doch als moderner Internetfan
weiss er um den monetären Wert
der perversen Aufnahmen.


Diagnose

The Hamiltons ist eine Horror Perle, die überzeugt! Bis zum Schluss weiß der Zuschauer nicht wirklich, welches Genre ihm vorliegt. Diese Ungewissheit ist nicht nur Mittel zum Zweck sondern zeugt auch von der Vielseitigkeit dieses Independent-Movies. Der willige Zuschauer wird genauso überrascht sein, wie die Besucher der etwas anderen Familien in diesem Film.



Uwe Boll´s Auschwitz (2010)


Auschwitz:
Boll´s entrücktes Feriencamp

Der Ort: Erlangen. Wir schreiben den 6. Mai 2011. Das WEEKEND OF FEAR findet an diesem Wochenende statt und der Gynalist macht sich auf die Reise in das benachbarte Städchen um für uns vor Ort von dem Filmfestival zu berichten. Doch der Gynalist ist nicht nur im beruflichen Auftrag unterwegs:
This time it´s personal! Der Besuch des wohl umstrittensten Doktors unserer Zeit, ist im Vorfeld von den Veranstaltern angekündigt worden. Dr. Uwe Boll wird persönlich anwesend sein, um seinen neuesten Film zu propagieren. DAS kann sich der Gynalist natürlich nicht entgehen lassen, zumal er auch (nicht ohne Hintergedanken) ein Paar Boxhandschuhe von zuhause mitgebracht hat, die er sich von dem filmemachenden Mediziner signieren lassen will. Damit er der Öffentlichkeit beweisen kann, daß der Boll des Schreibens unfähig ist, muss sich der engagierte Gynalist erst einmal durch dessen aktuelles Werk quälen. Ein lebensbedrohendes Unterfangen das unser tapferer Filmgestörter fast mit seinem Verstand bezahlt hätte. Nach seinem Kinobesuch verloren wir Kontakt mit ihm...

Das letzte Foto das der Gynalist mit seiner geheimen & geliebten Zylinderkamera schießen konnte...

Wie sich herausstellen sollte hatte Boll seinen Besuch aufgrund einer "Krankheit" absagen müssen.
War er etwa vom Geheimdienst vorgewarnt worden? Hatte er am Ende sogar vom Überraschungsbesuch des Gynalisten gewusst? War unser treuer Kriegsreporter blindlings in eine, von Boll gestellte, Falle gelaufen?
Fast ein halbes Jahr später sollte sich alles aufklären:
Der filmische Lagerbesuch AUSCHWITZ hatte den Gynalisten derartig traumatisiert, dass sich dieser völlig orientierungslos und der menschlichen Sprache beraubt, monatelang durch das studierende Gesindel der Universitätstadt hatte schlagen müssen um einen Stift sowie den Weg nach Hause zu finden.
Seinen verzweifelten Lagebericht hatte der Ärmste auf die Boxhandschuhe gekritzelt, um somit wenigstens einen schriftlichen Beweis für Uwe Bolls inszenierte Bösartigkeit erbringen zu können.
Während er sich immer noch im Lazarett erholt, haben wir sein handfestes Manuskript dechiffrieren können.
Wir wünschen ihm eine baldige körperliche sowie geistige Genesung.
Hier ist sein Bericht...
BORN TO BE BOLL:
"Jetzt ist aber Schuß mit lustig, Herr Boll!
Das hier geht definitiv zu weit!"
FRONT-GYNALYSE:
Was für ein "sanfter" quasi doku-realitöser Einlauf:
Boll streichelt die Zuschauer zu Beginn "voll"züglich ins Geschehen. Praktizierter Softsadimus mit einem Hauch Bloßstellung schmeichelt den Seher eine Etage höher. Als Projektionsfläche dienen verschieden aus- bis ungebildete Schüler von Oberst Uwe, in das Konzentrationszimmer einer namenlosen Penne an die karierte Karrieretafel gestellt um dann nach Bollscher Art gerichtet zu werden!

BOLL: "Wie war das damals mit Hitler und den Juden ihr degenerierten Schablonenspasten?"
Opfer I (männlich): "Ähhh....der Hitler der hatte da so einen Plan der wollte blauhaarige und blondäugigen Jungs, wahrscheinlich um so eine Art Gang zu gründen.
So verkehrt war der gar nicht sagt mein osmanischer Opa!"
BOLL: "Sag du mal...ja dich meine ich (jetzt SS-Tonfall)...wer war dieser Hitler eigentlich?"
Opfer II (männlich): "Der hatte doch nen Scheitel und der Kommissar Rex war sein Berater (...und natürlich auch der Erfinder der berühmt belegten Kaisersemmel)!"
BOLL: "Kannst du mir vielleicht sagen was in diesen KZ´s vor sich ging?"
Opfer III (weiblich): "Null Plan! Aber auf jeden Fall gab´s da ...Tote...so Opfer, halt!"
BOLL (streng aber geil):"Wieviele du dumme Sau?"
Opfer III (immer noch weiblich): "Über Daumen verpeilt...würd ich sagen...so 1000-5000 Stück."
BOLL(scheinbar gelassen):"Zu wenige! Also, jetzt streng dich an und mach mir keine Schande."
Opfer III (draufgängerisch): "Ich erhöhe auf  DAS MILLIONEN STÜCK!!!"
BOLL (sadistisch stimuliert): " Du bist mir eine, du streberhaftes Luder! Das ist mir ein Sternchen wert! Du bleibst am Leben!"
NEUROLOGISCHE BOLLOGIE:
DIE LEHRE VON DER LEERE IN DEN KÖPFEN

Geschichtsunterricht mit Oberst Uwe ist wie Schullandheim ohne Mädchen:
Interessant aber unnötig!


Auffallend ist, daß all die gelehrten, streberhaften und mit frühreifer Altersweisheit gesegneten Schüler nach einer Umblende vor der unkarierten Tafel stehen...edle Wesen von freischreibenden Geradeheraus-Gemüt!, Also wird jetzt Geschichte zelebriert, und zwar so heftig, daß sogar euer sonst so lernresistente Geschichtsverweigerer Gynalist einiges abbekommen hat:
Jahrzehntelange Mühen und ein Wall von selbstaufgewillten Mentalblockaden, innerhalb weniger (5) Minuten vernichtet, niedergewalzt und runtergerissen, und das auch noch von ehrenamtlich nachsitzenden Lernmaschinen, die ohne ein Gefühl für ihre Mitmenschen, rücksichtslos und eiskalt erzählen wie es wirklich war:
Bitte alle aussteigen! Jetzt aber los!
Eine Karawane von Juden auf ihren Weg Richtung Endstation, wie eine Pilgergemeinschaft trotten und schlurfen sie dahin und sind doch ganz froh über soviel Natur und die mannigfaltigen Ablenkungen die eine solche bietet. Oben am Hügel angekommen und durch´s Tor getrottet, warten auch schon die Zöllner und sortieren konfus aber konkret  die Gruppe in zweckmäßige Gruppen: Schnitt in die Umkleidekabine!
Menschen aller Altersklassen und mit den verschiedenartigsten Verfallsdaten entkleiden sich
Schmollen vor dem Bollauge:
"Komm schon Uwe...jetzt sei doch nicht eingeschnappt
nur weil wir dir ein Loch in den Sparstrumpf geschnitten haben!"
(auffallend dabei ist die Tatsache das die nackten Kinder ausschließlich Jungs sind...), und dann gehts in den Duschraum. Gas strömt ein und sie beginnen zu röcheln,...die Todesbolka zu zucken, zu verenden.
Entsorgungstrupp seine Schicht beginnt um die Rest(e)verwertung und -beseitigung zu übernehmen nur damit es gleich wieder heißt:
"Jetzt aber erst mal Mittagspause!" und damit auch der Höhepunkt eines jeden Arbeitstages.
Oberst KleinerMann und Adjutant Baldrian tafeln an einem Tisch und gießen ihre Stimmung mittels Wacholdergeist in die höchstmögliche Entspannungverfassung derer sie noch fähig sind.
Logistikprobleme werden schnell erkannt und einfach vergessen, familiäre Widrigkeiten ausgekostet denn die Beiden haben´s nicht einfach und einen Job der alles verlangt was keiner braucht. In der Hofpause wird Baby´s mit scheinbar gewollt gewachsenen Hitlertoupet, durch das Hinterköpfchen (gestrig-deutsch: Hinterstübchen) geschossen.
Leider ist das unfreiwillige Brainstorming nur "von hinterrücks" zu sehen, dabei wäre es doch viel drolliger gewesen, die, auf diesen Gesichtsverlust folgenden, erstaunten Blicke völlig frontal mit der Kamera einzufangen.
Eine Prise Zeitlupe hätte dem pädophoben Szenario den nötigen "Realtouch" verschafft, doch wie ich bereits berichtete, wird hier die Sicht des Zuschauers derartig eingeschränkt nur um ihn danach mit Misstrauen weiterschuften zu lassen... denn Auschwitz ist für den Kinobesucher reinster Bodyhorror: Jede Körperzelle kriegt eins mit der Kelle und am meisten muß das Köpfchen leiden!
Irreparabler Dachschaden den keiner repariert. Der nächste Morgen "graut" und in der Bäckerei wird bereits nach überlieferten  "Hänsel&Gretel-Rezept" gebacken:
Ein kleiner Junge wird flugs in den Ofen geschoben und geht schneller in Rente als er Backfisch sagen kann. Die Dusche geht wieder an , das gleiche Geschehen, nur mit neuen Nackten und anderen Kameraperspektiven, sprich das ganze wurde in einem (Aus-)Waschgang (Blood Rayne III, Bluberella und Auschwitz - der alte Sparfuchs) gefilmt und nach Bollscher Art gespart. Der Boll selbst steht vor der Tür und genießt die Kaisersemmel, die er nach einem  Schäferstündchen mit seinem treuen vierbeinigen Gefährten aus dessen Napf stiebitzte: Er ist halt a Lausbub dem man einfach nicht böse sein kann (der jedoch das Böse sein kann).
Ach ja, ein Zahnmetzger spielt übrigens auch mit und er selbst das "Die müssen wir wohl doch alle ziehen!"-Spiel. Es folgt ein Mouth(h)a(c)ktionfeuerwerk der alle Privatversicherten blass werden läßt.
MEN BEHIND THE SUN -
FERNÖSTLICHE MENSCHENFEINDLICHKEIT IN MONDO-MANIER:

Ein erneuter Besuch des 731 Bacterial Corps Camp öffnet auch den geneigten
Sado-Voyeur die Augen:
Hier wird Exploitation noch auf genauso verkommene,
dafür aber ehrliche Art und Weise "nähergebracht".
Hand drauf! 

DIAGNOSE:
Jetzt werde ich sentimental... ich muß an Ren & Stimpy und die Zahnfee denken und wie schön es doch wäre wenn sie jetzt hier wären, um mir beizustehen bis(s) dieser Alptraum vorbei ist und der Abspann endlich Erlösung bringt! Buße habe ich genug getan.
Zum Schluß werden wieder ein paar Schüler an die Tafel gestellt doch ich habe keine Ahnung mehr was die da noch laberten, völlig egal, ich muß endlich "abspannen".
Ich muß schon sagen Major Boll, das hier war übelste Sorte, ganz unterste Kanone!
Als Fortbildungsmaßnahme ist ein Wochenendlehrgang im 731 Bacterial Corps Camp (denn hier wurde wenigstens nicht mit der offensichtlichen Exploitation hinterm Berg gehalten!) unumgänglich,
also quasi Pflicht, schon allein um AUSCHWITZ II zu verhindern!


Freitag, 6. Januar 2012

Drive (2011)

YOU DRIVE ME CRAZY!

ANALYSE:
Nicolas Winding Refn ist eine coole Sau.
Schon immer gewesen. Jetzt aber steht es in Stein gemeiselt. Unmissverständlich. Im Schatten der Palme.
DRIVE ist das Ergebnis einer Fahrt ins Ausland. Refn´s erster Ausflug nach Amerika, ganz alleine ohne Führerschein dafür aber mit einer Tasche voller Geld. Ein fremdfinanzierter Trip ins Ungewisse. Dubiose Produzenten und die Schattenmänner der Studios hatten es ihm zugeschanzt. Als Korrumpierung seines Stilwillens. Doch was macht die coole Sau? Natürlich zieht er sein Ding durch.
"Bei uns in Dänemark wird es früher dunkel!"
Breitgestriffen und schwarzgemalt:

Die dänische Gattung der coolen Sau Nicolas Winding Refn
Er dreht einen amerikanischen Film der sich aber in keiner Sekunde anfühlt als hätte er hierfür irgendwelche Abstriche gemacht. Refn bleibt sich treu (und der Mann hat genauso wie ich, wirklich keine Fahrerlaubnis!)
DRIVE ist ganz großes klassisches Genre-Kino. DRIVE ist wie das heimliche Fahren ohne Führerschein, wie das erste Mal ohne Stützräder. Vom Feeling her tief im Kino der 80er verwurzelt schafft Refn es mit einer Geschichte wie sie im Grunde schon tausende Male erzählt worden ist, mitzureissen. Der namenlose Fahrer, von allen nur Kid genannt, ist einer dieser Typen die noch nach einem selbstauferlegten Kodex leben und dabei nur soviele Worte sprechen wie nötig sind. Tagsüber geht er seinen Job als Stuntfahrer nach, nachts ist er Fluchtwagenfahrer für jeden der seine Fähigkeiten in Anspruch nehmen will und keine Fragen stellt.
Doch eines Tages lernt der Eigenbrötler eine Frau kennen und mit ihr etwas das er zuvor nicht kannte:
Probleme. Eine Abwärtsspirale der übelsten Sorte wird losgetreten. Der Driver jedoch erträgt sein Schicksal schweigsam bis zum bitteren Ende. Das ist zwar tieftraurig aber damit eben auch extrem fühlbares Kino wie man es heutzutage viel zu selten sieht.

"Denk nach Mann, ...wo hast du die Autoschlüssel als letztes gesehen?"
Gedankenversunken, zahnstochernd aber fahrtüchtig:
Die amerikanische Gattung der coolen Sau Ryan Gosling
DIAGNOSE:
Vielleicht ist es zu einfach DRIVE schönzureden, aber es ist nunmal so ein verdammt schöner Film.
Angefangen bei der Musik von Cliff "Bad Ass" Martinez und seiner Fusion aus 80er geprägten Synthie-Elektro mit schwelgerischen Flächen, den großartigen Bildern des nächtlichen L.A. bis hin zur Darstellerriege ist das gesamte Werk eine runde Sache mit ganz viel abgefahrener Sahne obendrauf.
Ryan Gosling ist ja sowieso schon zum Lieblingsschwiegersohn der Independent-Filmszene ausgerufen worden doch in der Rolle des namenlosen Fahrers treibt er sein Spiel auf die Spitze.
Er schafft es in seine Rolle alle genrespezifischen Archetypen zu packen, vom glorifizierten Helden mit Beschützerinstinkt bis hin zum eiskalten mordenden Soziopathen, und deckt somit alles ab, was der Laie (somit also ich) unter "Abgründigkeit" versteht.
Doch ist Herr Gosling nicht alleine auf dem Parkett:
"Du hast da was im Auge. Warte..., ich helfe dir!"
Gnadenlos, gemein und abgrundtief böse:
Die amerikanische Gattung des fiesen Schweinehunds Albert Brooks

Unser allseit geliebter Heisenberg Bryan Cranston, von mir für MALCOLM IN THE MIDDLE verachtet dafür aber für BREAKING BAD umso heißgeliebter, gibt den väterlichen Mentor und Wagenschrauber.
Albert Brooks ist das ultrafiese Arschloch von einem Bösewicht und wurde hierfür bereits mit einem goldenen Globus belohnt. Wen hätten wir denn da noch?
Ach ja! Ron Perlman, der hässliche Hund spielt mal wieder die Rolle seines Lebens:
Die kriminelle Hackfresse stand ihm wohl nie so gut wie hier, und verstehen tut man ihn auch ganz schlecht!
Dann gibt es ja noch "die Frau" und "ihr Kind" über die ich hier eigentlich keine Worte verlieren will, denn sie sind der Grund warum der Fahrer in Probleme gerät und deswegen auch die Ursache warum mir dieser Film fast das Herz gebrochen hat!
"Wuff, wuff, wuff!"
Unansehnlich, unästhetisch und ein klein wenig inkongruent:
Die hackfressianische Gattung des hässlichen Straßenköters Ron Perlman

DRIVE ist übrigens vollgepackt mit wundervollen Szenen die überaus schmerzen:
Eine Messerstecherei die sich nur durch die Schattensilhouetten der Beteiligten im Hoch der Mittagssonne abzeichnet oder die Versinnbildlichung des Filmkuss im klaustrophobischen Ambiente eines Fahrstuhl kurz vor dem Ausbruch von Tod und Gewalt. Und so könnte ich ewig weitermachen. Weiterfahren sozusagen.
Denn genau das ist es was DRIVE so einzigartig macht. Das Fühlbarwerden eines Zustands. Weiterzufahren, einfach weiterzumachen, immer geradeaus wider allen Konventionen, wider aller Vernunft.
Das Schicksal mag zwar unausweichlich sein, aber wenigstens kann man da mit Vollgas hineinbrettern so das es ihm auch ein klein wenig wehtut...
P.S.:...dem Arschloch!