MOCK YOUR DOCUMENTARY TO MAKE YOUR FILM SCARY!
ANALYSE:
Das Fantasy Filmfest bietet jedes Jahr deutlich mehr Filme, als man sehen kann. Manches muss man nicht gesehen haben, anderes bereut man ein Leben lang, nicht gesehen zu haben. (Wiederum andere Filme gehen komplett an einem vorbei.) GRAVE ENCOUNTERS, das Regiedebut der Vicious Brothers, befand sich nach Bekanntgabe der diesjährigen Teilnehmer schon in der persönlichen engeren Auswahl, kam aber aufgrund ungünstiger Laufzeit nicht auf die 'to-watch-list'. Im Kino hätte der Film allerdings vielleicht noch ein Stück besser funktioniert als zu Hause.
Der Film beginnt mit dem kurzen Kommentar eines Produzenten, dessen Studio uns einen Blick auf die unglaublichen Aufnahmen ermöglicht, die die Filmcrew einer 'ghost-hunting reality show' in einem verlassenen Irrenhaus geschossen hat. Natürlich muss uns der Produzent darauf aufmerksam machen, dass es sich hier NICHT um einen Film handelt, sondern unveränderte, nur etwas zusammengeschnittene Live-Mitschnitte verschiedener Kameras.
Das Team besteht aus dem Moderator, einem Techniker, dem Kameramann, einer Expertin für übernatürlichen Emo-Look und einem psychischen Medium. In der Aufwärmphase interviewt der Moderator Lance diverse Charaktere, wie z.B. den Hausmeister, der ihnen besondere Stellen des 'Collingwood Psychiatric Hospital' zeigt, wo sich paranormale Phänomene ereignet haben sollen. Diese sogenannten 'Hotspots' kennzeichnen die Grave Encounters mit einem dicken roten X, damit sie später noch wissen, wo sie ihre Kameras verstecken müssen. Auch der Gärtner des Hauses hat etwas zu erzählen, nachdem ihm vor laufender Kamera 20$ zugesteckt werden, da der erste Versuch nicht auf Anhieb klappte. Spätestens in dieser Szene erkennt man, dass selbst die Grave Encounters ihren Beruf (noch) nicht ganz ernst nehmen. Es wird immer wieder herumgeblödelt und gelacht. Allerdings werden uns ja auch unverfälschte Blicke hinter die Kulissen gewährt, wie der Produzent schon am Anfang verraten hat.
Das 'Asylum' besteht aus mehreren Gebäudekomplexen und beherbergte zu Hochzeiten mehrere Tausend Bekloppte. Leitender Arzt war ein Neurologe, der auch gerne experimentelle Operationen durchgeführt hat und natürlich auch ein großer Freund der früher allseits beliebten Lobotomie war.
Mit diesem Wissen macht sich das Team daran, die Technik aufzubauen. Die in Geisterjägerfilmen typischen EMF (electro-magnetic-field) Messgeräte, Infrarot-Thermometer und leider auch der strahlensensible Geigerzähler dürfen natürlich nicht fehlen. Nach der Befestigung von Standkameras an den gekennzeichneten Punkten und der Bewaffnung mit Handkameras (alles natürlich inklusive grünlich schimmerndem Paris-Hilton-Porno- Nachsichtmodus) lässt sich das Team für geplante 8h vom Hausmeister einsperren und macht sich daran Kontakt mit den Geistern aufzunehmen, was erst einmal ziemlich lächerlich wirkt. Als man fast schon genervt vom ständig ausgerufenem 'Is there someone here with us?' ist, knallt es auch endlich einmal, die ersten Geister machen sich sachte bemerkbar. Nun dämmert es den Mitgliedern der Filmcrew, dass sie nicht von ihren Kollegen verarscht werden, sondern das vielleicht wirklich etwas Übernatürliches vor sich gehen könnte.
Als sich die paranormalen Vorgänge häufen, bekommt die Crew richtig Schiss und es wird hektisch, Ausrufe wie 'Fuck!', 'What the fuck?' und 'That's fucked!' häufen sich auf ein fast schon störend-linguistisches Niveau.
Gefangen in einem riesigen Irrenhaus, in dem alles gleich aussieht, plötzlich alle Ausgänge nur in weitere Gänge führen und die Nacht auch am darauffolgenden Tag noch durch ständige Dunkelheit präsent ist, durchleben die Protagonisten bald den Horror ihres Lebens.
Nichtsdestotrotz kann man sich Zeitweilens in der hektischen, wackligen Kameraführung verlieren, die typischen 'Dokumentationsstilmittel', die schon seit 'Blair Witch Project' immer wieder gut funktionieren, lassen einen auch hier wieder am Geschehen teilhaben. Der Film spielt mit den Urängsten des Menschen, der Angst vor dem Nicht-sichtbarem. Bei vielen Gesichtsaufnahmen ertappt man sich dabei, nicht auf den Schauspieler zu achten, sondern auf den dunklen Gang hinter ihm. Obwohl man ständig damit rechnet, dass ein verrückt-lachendes Mädchen in weißem, verdrecktem Patientenhemd, im Hintergrund von einem Zimmer ins andere flitzt, oder plötzlich irgendwo eine Hand auftaucht und den Nächststehenden packt, erschrickt man nicht selten, bei den doch stellenweise gut eingesetzten Schock-Effekten.
Die Hauptdarsteller, die allesamt schon den ein oder anderen kleinen Auftritt in diversen Produktionen hatten, ragen nicht gerade heraus, wobei die Situation alles in allem doch relativ glaubwürdig herübergebracht wird. (Bei wackliger Führung in die Kamera flennen lässt sich nicht unbedingt nach schauspielerischer Leistung beurteilen.)
Die Hauptdarsteller, die allesamt schon den ein oder anderen kleinen Auftritt in diversen Produktionen hatten, ragen nicht gerade heraus, wobei die Situation alles in allem doch relativ glaubwürdig herübergebracht wird. (Bei wackliger Führung in die Kamera flennen lässt sich nicht unbedingt nach schauspielerischer Leistung beurteilen.)
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Hätte
Herr Vorzüglich gewusst, dass das Willkommensgeschenk für ein neues
Mitglied ein Schaumbad mit Bartel ist, wäre er doch bei der BILD-Redaktion geblieben... |
Freunde von einfachen Geisterfilmen können sich getrost an den Film heranwagen, kritische Filmliebhaber, die leicht von schon 1001 x gesehenen Szenen genervt sind, sollten eher die Finger davon lassen.