Montag, 12. März 2012

Black Sheep (2006)


BLACK SHEEP (oder "Das schwarze Schaf")

"Honey, I'm home."   
Interracial relationships sind geil!
Das beweisen uns die Filme Black Sheep und Fido und machen
mit ihrem Release den März 2006 zum Monat der Toleranz.

Das Spiel mit der Angst:

Jeden Human treibt die Furcht vor dem Schaf - zumindest wenn er schon einmal in einem one-on-one-battle in der Disziplin Augenkontakt dem Tier und dessen mysteriösen Blick unterlegen war. Es gibt nur extrem wenige Individuen, die mutig genug sind, um dem Tod in die Augen zu blicken und sich der Herausforderung stellen, ganze Herden dieser gefährlichen Vierbeiner zu unterjochen - wie zum Beispiel das Subjekt Black Sheep.

Inception - "Ich sehe den Weg vor lauter Schafen nicht."
Ein falsch gemerktes Sprichwort kann böse Auswirkungen
haben, setzt es sich erst einmal im Unterbewusstsein fest.
Und Leonardo rotiert im Taxi, wie ein Kreisel im Dauerloop.

Wie auch immer, es war nur eine Frage der Zeit, bis sich ein Regie-Virtuose der vermeintlich größten Angst der Menschheit stellen und die komplexe Beziehung zwischen Human und Tier aufarbeiten würde. Jonathan King porträtiert das Schaf genau so, wie es in akademischer Biologie- und Tierpsychologieliteratur geschrieben steht: gefühlskalt, sadistisch und gemeingefährlich. Da der Zweibeiner aber gerne Ängste unter den Tisch kehrt, um seinen Artgenossen die Paranoia zu ersparen und dadurch persönlich leichter an wertvolle Webstoffe und begehrtes Kindsfleisch zu kommen, ist in der modernen Gesellschaft die Schafsgefahr längst vergessen. 

Auf der Weide essen Schafe die Eingeweide eines Eingeweihten.
Eine Schafseinweide sozusagen.

Wegen der unpopulären Gefahrensituation musste der Puppenspieler King in seinem Werk einen Kniff anwenden, damit die tierische Aggression und Bösartigkeit glaubwürdig erscheint: ein genmanipuliertes Exemplar der Schaf-Rasse steckt die anderen Mitläufer seiner Horde mit einem Virus an und zieht mit der nun mörderischen Gang gegen das Regime der Unterdrücker los, welche ihnen bisher immer an die Wolle wollten.


Der frisch gebackene Dollyremus:
Bereits wenige Sekunden,
nachdem er  aus der künstlichen Gebährmutter befreit wurde,
kann er seine gentechnisch verbesserte Fruchtbarkeit nutzen
um Georg dem Willenlosen das Sitzen schmerzhaft zu machen.


Wie sich einst ein Affe einen Spass
erlaubte und dem 'Zoophilly'
das AIDS überreichte,
gibt der humorvolle Mensch
nun dem Schaf das Määth.
ANALYSE:
Wir alle wissen, was eine Zombie Apokalypse ist und für unser Leben bedeuten würde. Doch die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen plötzlich Hunger auf Gehirne haben ist eher gering.

Ganz anders sieht es da mit einer Schafs-Rache für die vielen Jahre der Sklaverei aus. Eine realistische Bedrohung die aus wirtschaftlichen Gründen nicht im Programmheft heutiger Angst-Politiker auftaucht.

Allerdings verlässt sich King nicht nur auf die schafiktionelle Urangst. Er reichert das Konzept um eine aktuelle oder vielleicht sogar erst zukünftige Gefahr an. Geschickt führt er die Fäden der Schafs-Paranoia mit denen unkontrollierbarer Genexperimente zusammen, wodurch der Film nicht nur modern, sondern sogar zeitlos wird.

Der fast schon dokumentarisch wertvolle Streifen, hatte im Produzenten leider nicht genug Hoffnung auf Entlohnung hervorgerufen, um etwas mehr Geld locker zu machen. So bleiben die Effekte zwar schön anzusehen und pädagogisch wertvoll, doch eine exzessivere CGI Nutzung hätte vermutlich weit mehr Geschöpfe der Generation iPod fesseln und damit zu einer einzigartigen Awareness-Kampagne mutieren können. Aber es ist nicht aller Tage Abend... ich hoffe auf eine Neuverfilmung, da Kinder Angst brauchen um nicht auf die schiefe Bahn zu gelangen. Das heisst sie sollen nicht mehr auf Wiesen spielen, sondern in sicheren heimischen Gefielden Pixel betrachten. Lasset uns hoffen.






DIAGNOSE:
Weil Schafe seit langer Zeit zur Ausbeutung gehalten werden, entwickelte sich eine starke Abneigung gegen den zweibeinigen Viehtreiber. Bislang fehlte es den Schafen aber an Intelligenz und Physiologie um einen Gegenangriff durchzuführen. Ironischerweise ist sich ein Hirte aber der Gefahr nicht bewusst und versucht sich an Experimenten zur Genmanipulation, um ein Superschaf herzustellen. Er erwartet sich eine größere Ausbeute, doch letzendlich führt der veränderte Code zum Ausbruch der Rebellion und damit zur Ausweidung der Unterdrücker.
Das erste gemeinsame Schäferstündchen - mit oder ohne Zunge?
Die ersten zaghaften Annäherungsversuche an das Tier zum gemeinsamen Beischaf
endeten für manch geneigten Sodomisten nicht immer mit dem erhofften Wo(h)llgefühl...

Der Film ist mehr als nur solide fotographiert und unterhält den anspruchsarmen Komplexitätsfeind mit legitimer Gewalt. Menschenmorde durch Schafe die in blutigen Kämpfen gegen ihre Halter antreten - Neo-Trash ist fesh! Wer keinen Wert auf verspickte Storyboards legt, sich aber leicht von Verschwörungstheorien und Angstpropaganda beeinflussen lässt, kann diesen Film auf jeden Fall zur geistigen Erweiterung nutzen. Lasset euch unterhalten, schockieren und verbreitet die Information um die schafistische Bedrohung!


Der Mörder im Vordergrund wurde durch den Verzehr seiner Kinder 
neugierig und entdeckte die Fleischeslust.
Der Mörder im Hintergrund wurde durch Sodomie an seiner Art
neugierig und entdeckte die Fleischeslust.




Sonntag, 11. März 2012

Urotsukidoji - Legend of the Overfiend (1989)



FEAR and PENETRATION in NEW-TOKYO


ANALYSE:
Das Durchbrechen der postpubertären Barriere des 18. Lebensjahres brachte allerlei unbefangenes Vergnügen in das zuvor beschränkte Dasein meiner natürlichen Notgeiligkeit. Es gab ja tatsächlich eine Zeit ohne den heute essentiellen Äther, der den Globus wie ein stetig wachsendes Netz aus Informationen und Perversionen umspannt und in seiner Erscheinung den Sinn des Lebens vortrefflich paraphrasiert:
das Einzige, was man muss, ist ficken und sterben
.

Dieses Axiom schwebt immerzu durch den Raum und ist Teil einer kollektiv-teilverdrängten Quasi-Wahrheit. Da kann der gute Maslow noch so wild im Grabe rotieren, weil ich die anderen physiologischen Grundbedürfnisse an dieser Stelle nicht nennen werde. Jedenfalls offenbart sich besagtes Netz als ein Spiegel im Spiegel, das eingespeiste Informationen in alle Richtungen im Zuge einer konstanten Rückkopplung nicht nur wiedergibt, sondern auch verunendlichfacht. So wird jenes zum Träger einer umfassenden Codierung, die einen artifiziellen Null-Ort schafft und unseren Planeten in alle Richtungen strahlen lässt. Nicht nur das Sonnenlicht wird zurückgeworfen und gibt die Albedo der Erdkugel preis, reflektiert wird auch das Informationsraster aus all dem, was den Menschen in seinem Innersten ausmacht. Sollten etwaige Außerirdische eine Handbremse an Bord ihres Raumschiffs haben, dann werden sie von dieser Gebrauch machen; daran besteht kein Zweifel. Da kann unser schnuckeliger G-Stern noch so gemächlich vor sich hin stra(h)len und unsere Zone noch so habitabel sein.
Wie dem auch sei: 
Früher konnte man jedenfalls nicht einfach losgehen, eine Videothek betreten und geil aber ängstlich einen Fickschinken aus dem Regal pflücken und ihm dem Typen im Polyesterhemd, der hinterm Tresen vor sich hin hospitiert, unter die Nase halten. Da musste eben der zweiwöchig auftauchende Papiercontainer herhalten, der am nahe gelegenen Sportplatz residierte und glücklicherweise einen Stapel Blitz-Illu und andere hochkarätige Wedelheftchen beherbergte. Oft dauerte es Stunden, bis man unter den zigtausenden Seiten Altpapier ein paar Möpse hindurchschimmern sah. Für seine sexuelle Aufklärung musste man damals noch regelrecht arbeiten.
Auch Dämonen präferieren wohl die Missionarsstellung, die sich eigentlich
 als christlich-korrekte Art der Fortpflanzung etablierte.
Where's your god now?

Trotz allem war ich unschuldig; ein mikroskopischer Teil eines reziproken Metaversums, mich stetig fragend, warum alles kreist und irgendwann zerfällt, in mir spürend das stetige Verlangen nach Reproduktion, das unerhört blieb. 
Schnell wurde mir klar, dass alles im Leben hierarchisch strukturiert ist. Und vom Status eines Alpha-Männchens war ich unendlich weit entfernt. Hierbei half der Führerschein ebenso wenig, wie die aufkeimende Selbsterkenntnis, plötzlich so etwas wie ein „richtiger Mann“ sein zu müssen. Verwirrt erhob ich beide Mittelfinger und richtete sie gegen den Mond. Auf diese Weise traf es mich zwar selbst, aber wenigstens auch alle anderen.
Das „Plötzlich-18-Sein“ wollte ich aber trotz allem irgendwie genießen; koste es, was es wolle. Mit diesem existentiellen Gedanken im Hinterkopf verstrichen die Tage, die meinem Leben eine wirre Struktur auferlegten. Und ich träumte gar merkwürdige Dinge, womit nicht nur der Fiebertraum von einem Bananensplit gemeint ist, das ich brüderlich mit einem Drachen teilte, der mich aus Dankbarkeit zum Oralsex zwingen wollte. Nein, das sollte nicht alles gewesen sein.
So fantasierte ich eine Nachts von einer merkwürdigen Gestalt, die langsam aus dem subkognitivierten Nebel trat und sich mir ebenso gemächlich näherte. Das Schleierwesen entpuppte sich als ein relativ gewöhnlicher Mann, ca. 1,78 groß, flanellbehemded und halb beglatzt, mit einem ungepflegten Bart im Gesicht, der seine prätentiös geformte Nase umschmeichelte. Mit einem Hall in der Stimme sagte er zu mir:
„Bis du nur hier um zu lesen oder auch um etwas zu kaufen?“
Schnell wurde mir klar: Das muss der örtliche Comicverkäufer sein, der da zu mir spricht. Und kaum war der Satz zuende gesprochen, erwachte ich - deliriert aber überaus glücklich. Etwas Wunderbares war geschehen! Diese Cobb’sche Vision musste das lang ersehnte Zeichen gewesen sein, das mir den Weg ins Licht deuten wird. So transzendierte ich noch eine Weile zufrieden vor mich hin, wunderte mich jedoch ob einer meiner inneren Stimmen, die mir ständig zuflüsterte, ich solle nach rechts oben blicken. Was hatte es bloß mit dieser phallozentrischen Blickrichtung auf sich? Und wo sollte mich meine Reise letztendlich hinführen? Sicher war nur eines: Ich war bereit, jede Grenze zu überschreiten.
Was wir hier sehen ist in etwa das, was man unter einem
KLIMAX CONTRARIUM versteht.
So hatte sie sich ihr 

erstes Mal ganz sicher nicht vorgestellt, auch wenn 
sie sich auf eine nicht schmerzfreie Defloration eingestellt hatte.
Die heterotope Erscheinung eines Comicshops versprühte damals noch einen zutiefst ehrlich-nerdigen Magnetismus. Ihn zu betreten bedeutete nicht nur, Teil eines mäandernden kulturellen Segments zu sein, sondern eine Abkehr von einer Lebensrealität, die so sehr mit dem Streben nach Normalität beschäftigt war, dass eine virusartige Ausbreitung grauer Monotonie die Folge war. Diese Abkehr trug insbesondere dann Wurzeln, wenn man sich selbst gegenüber ehrlich war und sein propriozeptives Eindringen auf eine diffuse Stufe erhob, die in drei Buchstaben zu definieren ist:
p.p.p. - pervers, pubertär, peinlich.
So stand ich also vor dem Tresen und die Gestalt aus meinem Traum blickte mich fragend wie ein Dackelwelpe an, hinter ihm das Regal, welches Vertreter der eben genannten Kategorie zur Schau stellte. Unter all den tentakelpenetrativen Magnetbändern flirtete besonders eine auffallend große Box mit mir, die sich - wie könnte es anders sein - phallozentrisch-korrekt oben rechts befand. Ein martialischer UROTSUKIDOJI-Schriftzug prangt auf pechschwarzem Hintergrund und nach kurzem Zögern sowie einem zurückhaltenden aber bestimmten "einmal das da, bitte..." landete die Sammleredition mit den ersten beiden Teilen der grenzperversen Saga und einem viel zu großen aber abgefahren geilen T-Shirt in einer Sailor-Moon-Tüte und wenig später in meinem heute leider zu Tode gespulten Videorecorder, der erst nach wiederholtem Nachschieben die Kassette akzeptierte. „Friss oder stirb!“, lautete die Devise.
Der gute Hokusai war ein schlimmer Finger und gilt als Erfinder des Tentacle-Porn. Denn wenn er nicht gerade Wellen malte, dann wünschte er sich, ein Krake zu sein und brachte dies durch ein gar köstliches Bild zum Ausdruck. Damals war man übrigens noch richtig hardcore, da blieben die Saugnäpfe einfach dran. 

„Legend of the Overfiend“ heißt der erste Teil, der da gerade im Recorderschlitz seine Runden dreht. Die Geschichte lässt eine Mischung aus kristallklarer Misanthropie, hemmungslos-misogynem Niedergepimmel und viel Blut und Gedärm erahnen, stattfindend in einem abge-FUCK-ten Neutoyko, das zum Spielplatz großbeschwengelter Dämonen wird, die quasi eine ganze Stadt nach und nach in Grund und Boden prengeln. Die primär Leidtragenden sind tentacle-rape-genre-typisch Frauen, deren Körpersäfte meist nicht ausreichen, um den mächtigen Pfortensprengern Herr zu werden. Apropos Lubrikat: Jenes scheint im Uroversum eine geradezu energetisierende Wirkung zu haben und ist aus diesem Grunde heiß begehrt. Zwischen solche Szenen, in denen das zum stirnfaltenbildenden und sehgewohnheitssprengenden Ausdruck kommt, spinnt sich eine Geschichte um drei Welten, deren Bewohner nicht gerade die beste Beziehung untereinander zu pflegen scheinen. Da gibt es die Menschenwelt, hier genannt Ningenkai, die Dämonenwelt der Makai sowie die Welt der Mischwesen mit dem wohlklingenden Namen Jujinkai. In der Welt der Makai und der Jujinkai existiert die Legende von einem Überwesen namens Chojin aka „The Overfiend“, das alle 3000 Jahre reinkarniert und eine bessere Welt erschaffen soll - man weiß jedoch nie, in welcher Gestalt sich diese Palingenese ereignen wird. Dass nun ausgerechnet der zum Quadrat notgeile Menschenschüler Nagumo dem Deus-Ex-Incubus als Fleischeshülle dienen soll, ist amüsant und verwunderlich zugleich. Denn was der Gute gleich zu Beginn des Films macht, ist sich gepflegt auf seine große Liebe Akemi den Kasper zu flapschen, die sich nichts ahnend in einer Umkleidekabine der Myojin University aus ihrem Sportdress schält und einen Blick auf ihren juvenilen Podex preisgibt. Ausgerechnet so einer soll die sephiroth’sche Struktur des Weltentrias' in Gestalt eines ewig währenden Elysiums vereinen?
Zwei Jujinkai - Amano und seine dezent nymphomanische Schwester Megumi - sind seit vielen Jahren auf der Suche nach Chojin; auch sind dies einige Dämonen, die die Auferstehung des Overfiends verhindern wollen und sich Amano und Megumi in den Weg stellen. 
Die Erkenntnis, dass Chojin nicht der oder das ist, was sich die beiden vorgestellt haben, trifft die beiden ähnlich hart, wie der absolute Terror die Erde, wenn der Anti-Gott sich manifestiert und unter unfassbarem Getöse die Welt vor die Hunde geht.
Ein lauter Schrei nach Liebe: "Auch wenn ich gerade die Welt in den Höllenschlund stürze, bin ich im Grunde ein netter Kerl, der einfach nur mal in den Arm genommen werden möchte."

DIAGNOSE:
“Mankind is not the lord of all creation”, heißt es zu Beginn eines kompromisslosen Abstiegs in einen apokalyptischen Kaninchenbau, der uns Menschen einen hochglanzpolierten Spiegel vor die Nase hält. Und die Tatsache, dass der Betrachter, Genießer, Verstörte oder was auch immer, stellenweise quasi persönlich angesprochen wird - "heed this, foolish humanity!" - entpuppt sich als ein selbstreflexives Moment der Macher des Films, die eine animierte Nova geschaffen haben und Seiten des Lebens zeigen, die man seit jeher versucht zu verdrängen. Doch das Verdrängte kumuliert, es geht keineswegs verloren oder löst sich auf. Und wen wundert es da, dass es zu Ausbrüchen kommt? Dieses Element der Eruption nimmt in Urotsukidoji ein kataklystisches Ausmaß an; Der Film boxt sich regelrecht frei aus pseudo-ethisch auferlegten Zwängen und religiöser Indoktrinierung und das mit solch einer epischen Gewalt, dass ein Dispositivwechsel und damit ein anderes Denken und Sprechen die logische Folge sein sollte, was in diesem Fall jedoch nur unzureichend gegeben ist, da Urotsukidoji schon früh in der Versenkung der Sparte "Schund" verschwunden ist und leider nicht so recht ernst genommen wird.
„Frauenfeindlich und für den kranken Geist“ sei der Film, heißt es weit verbreitet. Wenn schon, dann menschenfeindlich, also nicht nur auf ein Geschlecht bezogen, behaupte ich.
Aber was bedeutet das im Konkreten? Philanthropie und Misanthropie liegen näher beieinander, als die meisten wohl annehmen würden. Und wer täglich - integriert in eine Sozietät, ein Milieu, eine Schicht und ein soziales Gefüge - wie eine Feder gespannt wird, der wird eines Tages diese Spannung spüren und verarbeiten wollen.


Large-Scale Action, fremde Welten, echte Liebe, wohldosierter Splatter, ganz und gar abgedrehte, schwerkraftignorierende Kämpfe, die entfernt an die Scharmützel aus "Devil Hunter Yohko" erinnern und der durchaus vorhandene Humor machen Urotsukidoji zu einem rappelvollen Gesamtpaket, das sich nicht nur auf Tentakelsex und andere Schweinereien verlässt. Nicht umsonst gilt der Film als unangefochtener Genrekönig.

Wenn Chojin das Feuer der Hölle entfacht, gleich scharenweise Körper bersten lässt und den Erdball mit ruinösen Strahlen perforiert, dann wird jener zur Eizelle und der Overfiend zum Spermium, das in den Planeten eindringt, ihn befruchtet und Neues erschafft. Denn im Universum folgt auf Zerstörung grundsätzlich ein Neubeginn, ähnlich wie bei einer Revolution, die ohne Gewalt bekanntlich nicht ablaufen kann und Novität zur Folge hat. Urotsukidoji ist ein unüberhörbarer Schrei nach Veränderung, eingebettet in das problematische Format eines Tentacle-Rape-Animes, dessen Stoß-Allegorie und dialektisches Moment aus Eindringen und Auswerfen die Stunde Null metaphorisiert, was viele Menschen maßlos überfordert und anwidert. Jedoch ist Urotsukidoji ein Film von Menschen für Menschen; ersteres scheint oft vergessen zu werden. Und wer immer auch die absonderliche Idee mit der jungen Frau hatte, in deren Körper ein Penis expandiert, bis es sie schlussendlich zerreißt und ihre Eingeweide durch die Gegend wirbeln, ist nach der Arbeit wohl ganz unspektakulär nach Hause gefahren, hat noch schnell die Blumen gegossen und/oder den Hund ausgeführt und gönnte sich im Anschluss sein täglich Quantum Dosenbier und Neofernsehen. 
Urotsukidoji verursacht ohne Zweifel einen noetischen Kollaps und verlangt den Mut, auch die verstörendsten zelluloiden Auswürfe zu verbalisieren. Es darf uns auch nicht erschrecken, wenn einmal destruktive Gedanken unser Gehirn durchziehen. Denn jeder von uns verarbeitet die Wirren des Lebens in erster Linie im Kopf und auch wenn man es noch so sehr versucht: Nichts lässt sich vollständig und unwiderruflich verdrängen.
In diesem Sinne: Fortsetzung folgt - ob ihr wollt oder nicht...