Sonntag, 1. Mai 2011

Twentynine Palms (2002)

PALMEN WEDELNDER LOAD-MOVIE NIHILISMUS
FAHRVORBEREITUNGEN:
Als mein werter Kollege Prof. Adalbert auf die Idee kam eine Woche dem Thema "Straßenfilm" zu widmen hatte ich nichts dagegen einzuwenden bot sogar an, der gesamten Reise als eine Art menschliches Nörgel-Navi beizuwohnen.
Natürlich, Mann warum auch nicht! Ich bin dabei! Ich mach sowieso alles mit!
Da ich die letzten 25 Jahre damit verbracht habe mich als passionierter Mitläufer in meinem sozialen Umfeld zu betätigen, und nie auch nur ein "Danke." daür erhalten hatte, war jetzt endlich die Zeit gekommen einen Neuanfang zu wagen:

Nach all der langen Zeit, in der ich versucht hatte mit meinen fahrzeugpapierbesitzenden Mitmenschen Schritt zu halten, bat sich mir in den kommenden 7 Tagen, die Möglichkeit mich zum "passiven Beifahrer" umschulen zu lassen. Solange meine Rückenlehne verstellbar und ich nicht für die manuelle Kartografierung der Strecke verantwortlich war, sollte es mir recht sein.
Falls mein Chauffeur auf die dumme Idee käme mich zu fragen ob ich ihn, aus Gründen der nach langen Fahrten auftretenden Erschöpfung, am Steuer vertreten könnte, hätte ich die ideale Ausrede parat:
"Aber ich besitze doch gar keinen gültigen Führerschein!"
Nun gab es nur noch ein Problem:
Das Genre des "Straßenfilms" war mir genauso unbekannt wie die Herkunft der Bremspuren in meiner Unterhose! Sollte der Anblick des verdreckten Stücks Gummi und Stoff zwischen meinen Beinen eventuell ein Fingerzeig in Richtung David Cronenberg´s CRASH sein? Braun? Gelb? Die Farben der Wüste!Nach diesem Gedankenblitz entschied ich mich ganz klar für Bruno Dumont´s nihilistisches Load-MovieTWENTYNINE PALMS in welchem zwar mehr gevögelt dafür aber noch weniger geredet wird als in Cronenberg´s fahruntüchtigen Filmfetisch CRASH.
"Ice, ice baby to go..."
Wer Flecken auf den neuen Ledersitzen seines Wagens vermeiden will
sollte den Rest des Weges zu Fuß laufen...

INHALT:
Eine inhaltliche Wegbeschreibung zu Dumont´s TWENTYNINE PALMS zu entwerfen gestaltet sich in
etwa so schwer wie einen Autisten dazu zu bringen
die Tischrede für einen gesellschaftlichen Anlass zu verfassen.
Der Inhalt definiert sich eher durch dessen vollständige Abwesenheit.
Wir begeben uns auf eine Reise in absolute Inhaltslosigkeit die gelegentlich von Körper- und
Landschaftsbildern gebrochen wird.
Irgendwelche Emotionen? Nicht das ich Wüste! In derselbigen spielt sich auch der gesamte Film ab.
David Guettas amerikanischer Doppelgänger David Wissak der die Rolle des Fotografen David spielt,begibt sich mit Katja seinem Mädchen, das für ihn gleichzeitig als Model und Muse fungiert (und die kein Wort Englisch spricht) in die Ödnis des kalifornischen Outbacks auch Twentynine Palms genannt.
Wem im letzten Satz die kryptische Verwendung der drei D´s und drei M´s auffiel ist übrigens selber schuld und wahrscheinlich ein hoffnungslos studierter Analytiker.
Auf der Suche nach einem passenden Bildmotiv, passiert den Beiden soviel Nichts das ein
aggressives Praktizieren des Beischlafs die einzige Möglichkeit ist, sich selbst und den Zuschauer, vor dem Einschlaf zu bewahren! Längere, unangenehme Gesprächspausen versucht das Weibchen mit dem gebetsmühlenartigen Wiederholen der einzigen Fetzen Französisch die sie beherrscht, zu füllen:
"Je t´aime!"
Dies wiederum wird vom Männchen mit einem stetig wachsenden Unwohlsein quittiert welches ständig in plötzlichen Hasstiraden gipfelt:
"Du mich auch!"

"Kannst du dich daran erinnern wo wir den Wagen abgestellt haben?"
"Nicht, das ich Wüsté!"

INTERPRETATION:
Das alte Spielchen das Mann und Frau einfach nicht miteinander können wird hier auf die Spitze getrieben!
Eine der wenigen Sätze die in dieser emotionalen Leere gesprochen werden ist folgender:
"Manchmal sagst du was und dann genau das Gegenteil.
Und ich weiß nicht was du eigentlich willst. Wir reden völlig aneinander vorbei!"
Diese gesprochene Weisheit würde TWENTYNINE PALMS zu einem perfekten Date-Movie machen,aber dafür fehlt ihm dann in letzter Instanz doch die Romantik.
Wer dieses Gefühl nicht kennt, der darf sitzenbleiben und sich weiterhin in optimistischer Schönmalerei üben! Statt emotionale Ursachenforschung zu betreiben, ficken die Beiden die aufkeimende Sinnlosigkeit in Grund und Boden.  
"Fuck the pain away", wie es Peaches einmal so schön formulierte.
Doch leider kehren diese Negativgefühle nur noch häufiger und mit stärkerer Heftigkeit zurück! Es kommt wie Er kommen muß!
Als das Männchen nicht mehr kann und das Weibchen nicht mehr will, ist dies gleichbedeutend mit deren existenzialistischer Ausradierung.
Wer nicht ficken will muß fühlen. Schnell weg hier!

Wer es vergisst seine Triebfeder regelmäßig zu ölen, wird früher oder später durch deren Quietschen in den Wahnsinn getrieben!

         ER: "Willst du jetzt mitfahren oder nicht?"
         SIE:"Nein! Jetzt hab ich auch kein Lust mehr!"
          FRAUEN: Die mysteriösen Verkehrsteilnehmer...

ANALYSE:

LANDSCHAFT:
Wüste, Sand, Steine und nacktes Fleisch.
Die Landschaft spiegelt die Gefühlswelt derer wider, die durch sie reisen (Achtung Sinnbildalarm!).
Durch die meditative Wiederholung der immer gleichen Naturaufnahmen entwickeln diese eine ähnlich hypnotische Sogwirkung wie der Anblick des Playboy-Magazins auf der Toilette
eines Jungeninternats oder die Diavorführung von Oma´s letzter Kaffeefahrt.
Rein geografisch betrachtet wird hier der Joshua-Tree-Nationalpark durchquert dessen Anfang sich in der Ortschaft Twentynine Palms befindet.
Die leeren Ebenen der Mojave-Wüste gehen dort in die massiven Felsformationen
der Colorado-Wüste über. Dieser Übergang lässt sich auch leicht in der Bildsymbolik festmachen.
Nährt sich die Zwangsbeziehung von Männchen und Weibchen anfangs noch an ihrer brutal praktizierten tierischen Sexualität, verhärten sich die Gefühlsfronten des Geschlechterkriegs mit Ankunft in der Colorado-Wüste.
Durch gewalttätiges Auftragen von Knutschflecken im Hals und Nackenbereich verwandelt sich das Männchen in eine Art Redneck um sich dem tristen Landeskolorit anzupassen.
Wer hier ohne Karte weiterfährt und noch dazu ständig seine Filmhochschulkurse geschwänzt hat, fühlt sich bald verlorener als ein popcornfressender Blockbusterprolet auf einer Godard Retrospektive.
"Puhh,...das war knapp! Um ein Schamhaar hättest du mich vom Felsen gevögelt!"
"Keine Angst, ich halt dich doch fest!"

VEHIKEL:
Das Zelebrieren seines Minimalismus wird in diesem Punkt lustigerweise gebrochen.
Bei der Wahl des Fortbewegungsmittels wird geklotzt statt gekleckert.
Der Tank des Vehikels schluckt innerhalb der Spielzeit ungefähr doppelt soviel wie die weibliche Protagonistin des Films. Die Rede ist vom berüchtigten Hummer Geländewagen.
Der Treibstoffverbrauch dieses motorisierten Monsters mit militanter Vergangenheit lässt sich auf unberrechenbaren Wüstengelände ähnlich kontrollieren wie eine Gruppe übergewichtiger Mongoloider beim Erlebnisausflug in die Schokoladenfabrik.
Die Schaltung lässt sich ganz einfach von manuell auf triebgesteuert umschalten weswegen sich der Hummer als der ideale Wagen für einen schnell vollzogenen Geschlechtsakt während der Fahrt anbietet. Übrigens war Arnold Schwarzenegger der erste Zivilist der einen solches Gerät sein Eigen nennen durfte. Das tut hier zwar nichts zur Sache ist aber eine genauso nette Anekdote wie die Tatsache das ich von Autos keinen blassen Schimmer habe, geschweige denn je ein Steuer in der Hand hatte. Ach ja, ein Pick-Up Truck kommt auch vor.
Die Genreerfahrung hat uns gelehrt, dass die Fahrer solcher Vehikel nichts Gutes im Schilde führen.
Auch TWENTYNINE PALMS macht hier keine Ausnahme:
Die Konfrontation beider Fahrzeughalter führt schnell zu finaler Fahruntüchtigkeit!
Selbst die offene Zurschaustellung seines Seepferdchen-Abzeichens
beeindruckt diese fies-feuchte Seekuh nicht...
WEGGEFÄHRTEN:
Sexuell wird hier jeder von allen möglichen Seiten genommen.
Die Darsteller sehen dementsprechend mitgenommen aus.
Fahrtechnisch allerdings wird niemand mitgenommen (abgesehen von der guten Laune des Zuschauers...).
Dementsprechend benommen fühlt man sich nach Ende des Films, das von Bruno Dumont trotz dervorangegangenen Langatmigkeit ordentlich gegen den Strich gebürstet wurde.

MUSIK:
Der wohl orgiastischte Soundtrack der Saison!
Neben der beeindruckend vertonten Stille sind es wohl die extrem basslastigen sexuellen Saftgeräusche die lautstark-lechzend durch die 5.1. Speakern aus- und in die Ohrlöcher eindringen.
Ansonsten findet auf der Tonspur eine Akkustikorgie statt, die auf totale Hirnpenetration aus ist.
Keuchen, Stöhnen, Kreischen, Schreien, Wimmern, Jauchzen, Jaulen und Stänkern...
Wer nicht hören will muss fühlen!
SEIT GEWARNT!
Der Film beinhaltet einen solch fiesen Tonschock das sogar Hirnlappengelähmte vom Stuhl fallen!

REISEMOTIV:
Die anfängliche Suche nach einem geeigneten Fotomotiv vor minimaler Naturkulisse weicht bald der intensiven Analyse des Geschlechtsverkehrsaufkommen während der Stoßzeiten.
Ergebnis der Feldstudie:
Je höher die Verkehrsdichte desto unaufmerksamer deren Teilnehmer. Verkehrte Welt


Flora und Fauna der Wüste:
Das sexuelle Trockenbeet

DIAGNOSE:
Anfangs noch Romantic Comedy ändert der Film bald seine Route, schlenkert schlanglinienförmig zwischen Geschlechterporträt und Porno hin & her um und beendet die Reise als eine Art erotische Torture-Tragik mit finalen Zwangs-Outing.
TWENTYNINE PALMS fühlt sich für ein Männchen an als ob es gegen seinen Willen von einem
ehemals geliebten jetzt aber seltsam fremdgewordenen, unfreundlichen Menschen 29 Mal einen von der Palme gewedelt bekommt!
Dementsprechend fühlt sich der Film für ein Weibchen an wie....ähhhm...Moment einmal:
Haben Frauen überhaupt Gefühle?
Ende der Reise.

P.S.: Wieso der New Yorker diesen Horrortrip als "zärtlich" empfindet, bleibt mir schleierhaft. Allerdings war der durchschnittliche New Yorker auch noch nie in der Wüste...

3 Hasst uns! Beschimpft uns! Lasst es raus!:

Maddog23 hat gesagt…

Ihr habt es geschaft die Inhaltlosigkeit des Filmes auf einer derart ausgedehnten Länge darzustellen, die der Leistung der Macher dieses Filmes nicht nur gleich kommt, sondern übertrifft. Die Fülle der Darstellung der Leere des Filmes, wie der Kritik, ist wohl ein ansteckender Infekt, welcher ausgelöst von der Dartgestellent Wüste, über den Film selber bis hin über den endlosen versucch der Kritik der damit endet, das festgestellt wird, das man lediglich kritiesieren kann, das nichts da iust um es zu kritiesieren. Die dafüt misbrauchte Tastur wird wohl als Märtyrerin unter ihre Gattung zur traurigen Heldengestalt. Gedenken wir ihrer in stiller Leere, Leer wie die Wüste. leer wie der Film und leer wie es gerne mein Erinnerungsvermögen jetzt gerne wäre. Danke Leibe Kritiker für die Leistung die Leere mit leere zu füllen. Das ist wahre Kunst, ihr, ihr, ihr......

Booh hat gesagt…

Bartelboy, ich möchte auch mit dir nackt auf einem Felsen liegen!

Cine Cunt hat gesagt…

Wer denn nicht,...LECHZ!?